Tunnelstation Lötschberg

1983 war ich als Betriebsdisponent in Goppenstein tätig. Leider habe ich von der damaligen Anlage keinen Plan in meinem Fundus gefunden. Deshalb eine selbstgebastelte Skizze aus dem Gedächtnis:

 

  • Je Fahrrichtung 4 Blocksignale, je 2 bis in die Mitte, eines vor der Tunnelstation und eines auf dem Abschnitt nach der Mitte
  • Die Signale waren aus Richtung Norden / Kandersteg mit "N" und aus Richtung Süden / Goppenstein mit "S" gekennzeichnet
  • Wenn man von Norden in den Tunnel hineinschaute, konnte man Signal N1 sehen, dieses war ca. 400m im Tunnelinnern angebracht. Das Vorsignal N1* befand sich noch ausserhalb des Tunnels. Von Süden her waren alle Signale weit innerhalb des Tunnels. Das Nordportal ist ca. 2 km vom Bahnhof Kandersteg entfernt, während auf der Südseite die letzten Weichen des Bahnhofs Goppenstein schon im Tunnel liegen
  • Signal N2 hatte ein Wiederholungssignal N2**, da zwischen Vorsignal und Hauptsignal die erste Kurve des Tunnels von Norden her liegt. In der Gegenrichtung gilt dasselbe für Signal S2, welches hinter der ersten Kurve von Süden her angebracht ist.
  • Signale N3 und S3 konnten zusätzlich Fahrbegriff 3 (V/max 60 km/h) für Fahrt über ablenkende Weichen signalisieren
  • Die Signale waren aus Profilgründen im Tunnelscheitel angebracht, also jeweils in Fahrrichtung rechts. Auf Doppelspuren befinden sich die Signale sonst üblicherweise links vom Gleis
  • Signale N2/S4 und N4/S2 waren Rücken an Rücken am gleichen Standort angebracht

Die Tunnelstation verfügt über ein Stellwerk Domino 67 aus dem Jahr 1969, welches bis heute (Stand 2023) in Betrieb ist.

 

Die Strecke war für signalmässigen Einspurbetrieb eingerichtet, d.h. wenn ein Gleis wegen Bauarbeiten gesperrt war, konnte signalmässig auf dem anderen Gleis gefahren werden. Allerdings mussten die Lokführer aller Züge, die auf dem "falschen" (=rechten) Gleis verkehrten mittels einem Formular verständigt werden. Diese Formular war als Beilage 6 im Fahrdienstreglement enthalten und wurde deshalb "Beilage 6" genannt. Für durchfahrende Züge konnte es bereits auf dem letzten Haltebahnhof abgegeben werden, also normalerweise aus Richtung Norden in Spiez und aus Süden in Brig.

 

Die Tunnelstation war keine eigentliche Station, sondern lediglich eine Spurwechselstelle. Es hat keine Ausfahrsignale und somit ist es nicht möglich, einen Zug dort enden zu lassen. Will man mit einer Komposition nur bis zur Tunnelmitte fahren, z.B. für Bauarbeiten oder um eine defekte Signalbirne zu wechseln, so muss ohne Bedienung der Signale gefahren werden. Solche Fahrten hiessen damals "Transport" und heute "Rangierfahrt auf die Strecke".

 

 

Plan Stand 13. Februar 1990

Sammlung T. Ryf / S. Niklaus

 

In Kandersteg und Goppensten sind die Anlagen erweitert worden. Beiderorts wurde ein zusätzlicher doppelter Spurwechsel ca. 1,5 km vor der Station eingerichtet. Die Einfahrsignale L1 bzw. L2 von Kandersteg liegen unmittelbar nach der Tunnelausfahrt, die Einfahrsignale  A1 / A2 von Goppenstein befinden sich bei Tunnelkilometer 13.105.

  • Die Signale im Tunnel wurden umgetauft. Statt N1 bis N4 heissen sie ab Norden 34P, 35P, 38P und 43P,  ab Süden 46R, 43R, 38R und 35R.
  • Im Plan ist die Länge der einzelnen Blockabschnitte angegeben, z.B. von Signal 35P bis 38P beträgt die Distanz 3598m
  • In einer Detailskizze wird die Lage der Tunnelstation dargestellt
  • Die Abschnitte zwischen den Stationen und der Tunnelstation werden mit Brigergleis Nord / Süd und Thunergleis Süd / Nord bezeichnet
  • Im Lötschbergtunnel gibt es eine doppelte Kilometrierung, sowohl ab Spiez und ab dem Tunnelportal. Das Signal 38P vor der Tunnelmitte liegt beispielsweise 5,710 km vom Nordportal und 39,311 km von Spiez entfernt 

 

 

Plan Stand 18. März 1998

Sammlung T. Ryf / S. Niklaus

 

  • Die Strecke ist nun mit Wechselbetrieb eingerichtet. Beide Gleise können in beiden Richtungen freizügig und signalmässig befahren werden. Auch Parallelfahrten sind möglich. Die Signale sind nebeneinander im Tunnelscheitel angebracht
  • Die zusätzlichen Signale sind mit den Buchstaben S und Q bezeichnet.
  • Auf der Nordseite und Südseite gibt es je eine zusätzliche Blockstelle 37 bzw. 41
  • Statt Brigergleis / Thunergleis lauten die Bezeichnungen nun Gleis 100 / Gleis 200

 

Zwei weitere Artikel auf dieser Homepage zum Lötschbergtunnel:

Distanzieren Lötschbergtunnel Link

Apropos Tunnelwanderung...    Link

 

Am 14. Februar 2018 war ich dienstlich beim Autoverlad unterwegs und habe dabei die Fahrt von Autorampe Kandersteg bis zur Tunneleinfahrt gefilmt: 

 

Tunnelportal Goppenstein, 14. Februar 2018

Foto S. Niklaus