Das Stellwerk Puidoux-Chexbres hat privat überlebt! Es wurde von Laurent Voisin, Mitarbeiter SBB auf der CE Ouest (Centre d`exploitation) Lausanne erworben, vollständig restauriert und wieder
aufgebaut.
Auf der Homepage von Laurent ist die Restauration des Stellwerks genau dokumentiert. Zudem finden sich dort viele weitere Pläne und Unterlagen: Link
Vielen Dank an Laurent auch für die Unterlagen, Hinweise und Richtigstellungen.
Neu 16.05.2022: Plan vom 1.8.1917
Auf der Doppelspur können nur direkte Fahrten über die durchgehdenden Hauptgleise eingestellt werden, auf der Einspur nur Fahrten von / nach Gleis 3. Weitere Fahrstrassen gibt es nicht, also
z.B. von Chexbres nach Palézieux oder umgekehrt. Insgesamt lassen sich nur 6 Fahrtstrassen einstellen
Felderblock Seite Grandvaux und Palézieux
Das Vorsignal Seite Grandvaux ist bezeichnet mit "électrique système Hipp"
Das Klappscheiben - Einfahrsignal C Seite Chexbres ist irrtümlich als "Signal avancé", also Vorsignal beschriftet
Plan Sammlung Laurent Voisin
Plan Puidoux-Chexbres Stand 25.7.1953
Plan Sammlung Stéphane Magne
Stellwerk und Verschlusstabelle vom vorangehenden Plan in einer grösseren Version
Klappscheibensignal C
Richtung Palézieux wurde der automatische Block eingerichtet, während Seite Grandvaux noch der Felderblock besteht. Nach Chexbres-Village gibt es überhaupt keinen Block
Ein Wechsel vom richtigen aufs falsche Gleis ist nicht möglich. Wenn also die Strecke Richtung Palézieux wegen Bauarbeiten gesperrt war, kann man nicht vom linken aufs rechte Gleis wechseln
Es gibt eine "exclusion", also Durchschaltung bei geringem Verkehr
Die Anlage ist noch für Dampfbetrieb aus Vevey - Chexbres-Village eingerichtet: Der Zug fährt in Gleis 3 ein, die Lok kuppelt ab und fährt über Weichen 10 und 11 in das nummernlose
Stumpengleis vor. Dort sind Grube, Wasserkran (G.H. = Grue hydraulique) und Drehscheibe vorhanden. Dann kann sie via Gleis 4 den Zug umfahren
Interessant sind die verschiedenen einstellbaren Fahrstrassen:
Auf der Doppelspur sind natürlich je Fahrten auf dem durchgehenden linken Gleis möglich. Zusätzlich ist noch die Ausfahrt aus Gleis 2 Richtung Palézieux möglich. Also könnte ein (Pendel)-Zug aus
Palézieux in Gleis 2 einfahren und wieder in die gleiche Richtung zurückkehren. Aus Richtung Lausanne - Grandvaux via Gleis 1 funktioniert das hingegen nicht. Trotz vorhandener Weichenverbindung
ist aus Gleis 1 keine Ausfahrt in dieser Richtung möglich
Nach Palézieux sind auch direkte Ausfahrten aus Gleisen 5 und 6 möglich. Weichenhebel 5a/9 und 5b können plus oder minus stehen. Die Bezeichnung der entsprechenden Fahrstrasse lautet e1 e5/6
Weiters kann aus Gleis 8 Richtung Grandvaux ausgefahren werden. Das ist eher ungewöhnlich.
Aus Gleis 3 kann nur von/nach Chexbres-Village gefahren werden. Für Ausfahrten nach Grandvaux gibt es keine Fahrstrasse, obwohl die Weichen dazu eigentlich vorhanden sind
Schliesslich kann noch von/nach Chexbres-Village auf die Doppelspur Richtung Palézieux - Freiburg gefahren werden (Fahrstrassen c1 bzw d2)
Insgesamt sind 10 signalmässige Fahrstrassen möglich
In den letzten Jahren ist es ein paarmal vorgekommen, dass die Strecke Lausanne - Vevey für Bauarbeiten gesperrt war und die Strecke via Puidoux (Spitzkehre) umfahren wurde. Mit dieser Anlage
wäre das nicht so einfach möglich gewesen: Wenn ein Zug aus Richtung Lausanne - Grandvaux in Gleis 1 eingefahren ist, war keine Ausfahrt Richtung Chexbres-Village - Vevey möglich. Es sind 2
Lösungen denkbar:
Vorziehen über Weiche 17, wenden und zurück in Gleis 2 fahren und von dort ausfahren
Rangiermässige Ausfahrt aus Gleis 1 bei geschlossenem Signal. Dazu musste man dem Lokführer eine Beilage 8 gemäss Fahrdienstreglement für die Vorbeifahrt am geschlossenen Signal abgeben. Die
Strecke weist keinen Block auf, somit konnte man auf das Verfahren "Anfrage und Zusage freier Bahn" verzichten, wenn ich die damaligen Vorschriften richtig im Kopf habe
Auch in der Gegenrichtung geht es nicht direkt, weil es von Gleis 3 keine Fahrstrasse nach Grandvaux gibt. Hier wäre eine Möglichkeit, nach Gleis 8 vorzuziehen und von dort auszufahren. Oder auch
wieder eine rangiermässige Ausfahrt bei geschlossenem Signal B1/2
Plan vom 30.05.1994
Einige Weichen wurden neu mit 100er Nummern bezeichnet, ebenso die Streckengleise auf der Doppelspur
Weichen 15 und 17 bzw. 115 und 117 wurden gedreht, so dass nun Richtung Palézieux direkt aufs falsche Gleis gewechselt werden kann
Drehscheibe und Wasserkran sind verschwunden
Automatischer Block auch Richtung Grandvaux
Signalmässiger Einspurbetrieb Seite Grandvaux und Palézieux. Erkenntlich an den weissen Pfeilen in Gleisen 106/206 bzw. 108/208
Es wurden verschiedene Fahrstrassen von und nach den falschen Gleisen eingerichtet. Diese Fahrstrassen sind mit dem Vermerk cv für "contre-voie" (=Gegengleis) bezeichnet. Möglich sind
beispielsweise Einfahrten vom falschen Gleis 206 nach Gleis 1 (a1 cv) oder Ausfahrten von Gleis 1 nach dem falschen Gleis 208 (e1/5/6 cv)
Nicht mehr möglich ist die Ausfahrt aus Gleis 2 Richtung Palézieux, da ja Weichen 115 und 117 gedreht sind. Interessanterweise wurde aber auch die mögliche Fahrstrasse e2 cv, also von Gleis 2
nach Gleis 208 nicht eingerichtet
Ebenfalls nicht mehr vorhanden ist die Fahrstrasse aus Gleis 8
Zusätzliche Haltestelle und Anschlussgleis Le Vernay. Das Gleis wird auch heute noch bedient
Plan Sammlung Stéphane Magne
Plan 20.09.1994
Die Weichenverbindung 15/17 bzw. 115/117 wurde wieder gedreht und ist nun wieder in gleicher Lage wie 1953. Bezeichnung neu 215/217. Wenn das so weitergeht, wird man irgendwann bei 915/917
angelangen... Nein, im Ernst, das wird so gemacht, damit keine Verwechslungen möglich sind. Es könnten z.B. alte oder nicht korrigierte Dokumente vorhanden sein. So ist klar, welche Weichen alt
oder neu sind und welche unverändert bleiben
Den Wechsel vom richtigen aufs falsche Gleis ermöglicht neu die Verbindung Weichen 4/6 bzw. 204/206. Aus Chexbres-Village kann nun nicht mehr in Gleis 1 eingefahren werden
Diverse Änderungen im Bereich der Gleise 5, 6 und 7. Die doppelten Kreuzungsweichen wurden ausgebaut
Ebenfalls ausgebaut bzw. gestrichen wurden Weichen 103, 110 und 112
Überlebt hat hingegen das Klappscheibensignal C, als letztes seiner Art schweizweit. Es wird nicht mehr mit einem Drahtzug, sondern elektrisch betätigt. Puidoux war also die letzte Station, die
einen Zug "vor der Scheibe" haben konnte, wie ungern gesehene Signalhalte vor dem Einfahrsignal im schweizerischen Eisenbahnerjargon genannt wurden.
Plan Sammlung O. Wieczelek
Nachstehend ein paar Fotos dieses Signals. Leider sind meine Fotos nicht sehr scharf. Eine bessere Aufnahme hat freundlicherweise Oliver Wileczelek beigesteuert.
1997 wurde schliesslich ein Domino 67 in Betrieb genommen, das bis heute seinen Dienst tut. Plan mit Stand 2007.
Die eher unscheinbare Station Puidoux-Chexbres ist vorallem wegen einem Punkt bekannt: Nach der Station befährt man Richtung Lausanne einen Tunnel, der auch auf den Stellwerksplänen eingezeichnet
ist. Hier sollte man unbedingt auf der linken Seite sitzen, weil nach der landschaftlich eher unspektakulären Fahrt von Bern - Freiburg her bietet sich hier unvermittelt ein wunderschöner
Ausblick auf den Lac Léman und das Lavaux. Diese Aussicht "nach dem Tunnel von Puidoux" ist auch in der Deutschschweiz sehr bekannt. Interessanterweise ist das nicht der korrekte Name des
Tunnels, dieser lautet "Tunnel de Cornallaz", die Länge beträgt 494m.