Preglia

Preglia an der Simplon-Südrampe liegt in Italien und ist die letzte Station vor Domodossola. Die Strecke Brig - Domodossola ist nach schweizerischen Normen elektrifizert und wird ausschliesslich von SBB und BLS Zügen befahren, der Wechsel auf das italienische Stromsystem findet erst in Domodossola statt. Deshalb sind auf den Zwischenstationen Iselle, Varzo und Preglia Stellwerke italienischer Bauart mit schweizerischen Signalen kombiniert. Bedient werden sie von italiensichen Fahrdienstleitern.

Plan Preglia1966 Sammlung P. Anklin, pens Lokführer BLS

Der älteste Plan, den ich zur Verfügung habe, wurde von den FS gezeichnet und weist sehr detaillierte Angaben zur Gleistopographie auf. Die Länge von Kurven und Geraden sowie Gefälle und Steigungen ist bis auf den Zentimeter genau angegeben.

Ebenfalls enthalten sind die Abstände und die Entfernungen vom AG / F.V. (Aufnahmegebäude / Fabbricato Viaggiatori) der Signale. Das Vorsignal A* ist beispielsweise 382m vom Einfahrsignal A entfernt, beim Vorsignal D* Seite Varzo beträgt der Abstand hingegen 749m, also fast doppelt so viel. Der Grund ist, dass die Strecke von Domodossla mit 25‰ ansteigt, Seite Varzo jedoch im Gefälle liegt. Zusätzlich gibt es dort noch eine enge Kurve und einen Tunnel.

Die Station ist noch vollständig mit elektrisch betriebenen Formsignalen ausgerüstet.

Der Gleisplan ist sehr einfach gehalten. Es gibt einen doppelten Spurwechsel für die Hauptgleise sowie zwei kurze Stumpengeleise.

Über die weiteren Angaben im Plan möchte ich mich nicht zu stark äussern, ich kenne mich mit italienischer Stellwerktechnik nicht aus und kann auch nur bescheidene italienisch Kenntnisse vorweisen.

Unten links im Kästchen das Ausgabedatum des Plans (21.08.1963) und Daten der Änderungen, zuletzt 01.08.1966. Daneben in einem weiteren Kästchen die Signalbilder. Die Buchstaben geben die Farben an, g = gialla/gelb, v = verde/grün, r = rosso/rot.   

SBB - Plan Preglia... (nicht vergrösserbar, deshalb auch per pdf)

...und FS - Plan, beide Stand 2002 Pläne Sammlung S. Niklaus

Das bergseitige Stumpengeleise gibt es nicht mehr und die Weichen für den Wechsel zwischen den Hauptgleisen befinden sich in einer anderen Lage. Auf beiden Seiten ist Wechselbetrieb eingerichtet.

Bemerkenswert ist zudem der neu eingerichtete SIM-Korridor mit Huckepackverbotssignalen HVS.

SIM-Korridor:

Über die Gotthard - und Lötschbergstrecke konnten bis 2002 aus Profilgründen nur Sendungen bis maximal 3.8m Eckhöhe transportiert werden. Um High-Cube Container (Eckhöhe bis 4.0m) befördern zu können, wurde die Lötschbergstrecke inklusive Zufahrten ab Basel und Domodossla ausgebaut. Dazu mussten in den Tunnels die Geleise abgesenkt werden. Um den Aufwand zu verringern, wurde auf einigen besonders tunnelreichen Abschnitten nur ein Gleis abgesenkt. Das bedeutet, das die hochprofiligen Güterzüge, die sogenannten SIM-Züge (SIM = Simplon-Inter-Modal) zwingend dieses Gleis (SIM-Gleis) benützen müssen.

Auf den Plänen 2002 sind die Nummern Streckengleise vermerkt: Seite Domodossola Gleise 101 / 201, Seite Varzo 103 / 203. Seite Domodossola gibt es keine Tunnels, dort sind beide Gleise SIM-tauglich. Seite VArzo ist Gleis 203 das SIM-Gleis. Auf dem FS-Plan findet sich der entsprechende Vermerk "Sagome P80-SIM" (Sagoma = Profil).  Auf der linken Seite steht zudem " Il segnale Huckepack è normalmente spento. Acceso a luce viola indica un itinerario per il binario che non ha la sagoma P80" (Das Huckepacksignal ist normalerweise dunkel. Violettes Licht bedeutet eine Fahrstrasse auf das Gleis, das nicht das Profil P80 aufweist).

Auszug aus den Fahrdienstvorschriften mit den "SIM-Slalomstrecken"  Sammlung S. Niklaus

Um zu verhindern, dass irrtümlich ein grossprofiliger Zug auf das verbotene Gleis geleitet wird, wird eine spezielle Signalisierung mit der Farbe violett verwendet. Wenn eine Fahrstrasse auf das Nicht-SIM-Gleis eingestellt ist, leuchtet zusätzlich das Huckepackverbotssignal (HVS) auf. SIM-Züge müssen in diesem Fall anhalten. 

Der SIM-Korridor ist ein grosser Erfolg und hat auf der Lötschbergachse zu einer sehr starken Verkehrszuname geführt. Zeitweise wurden sogar mehr Güter befördert als über den Gotthard, während früher das Verhältnis etwa 4:1 zugunsten des Gotthards lautete. Seit der Eröffnung der neuen Bözbergtunnels (2020) ist auch die Gotthardstrecke durchgehend für Züge mit 4m Eckhöhe befahrbar.

Bahnhof Preglia mit südlich geprägter Vegetation am 13. Juni 2017. In Preglia steigen viele Reisende ein, wobei diese nicht unbedingt in Preglia wohnen. Die meisten sind Arbeitspendler in die Schweiz, die sich so die Autofahrt über den 2000m hohen Simplonpass sparen. Der Einsteigeort hängt mit der jeweiligen Parkplatzsituation an den Bahnhöfen zusammen.

Die Reisezüge werden in Preglia normalerweise in Gleis 1 angenommen. Es hat zwar auch einen Aussenperron an Gleis 2, dieser ist aber nicht mit einer Unterführung erschlossen.

Stellwerk Preglia italienischer Bauart. Der Bahnhof ist nicht ferngesteuert, sondern rund um die Uhr mit einem Fahrdienstleiter besetzt. Die Lokführer der sich aus Süden nähernden SIM-Züge müssen sich mit einem Funkruf anmelden.

Eine einfahrende Rola ("Rollende Landstrasse") mit 2 Re 485 der BLS nähert sich vom SIM-Gleis 203 der Station und wechselt dann über die Weichen 2b / 2a nach Gleis 1.

Für SIM-Züge gibt es eigene Zugnummerngruppen. Die Rolas, also Züge, bei denen die Chauffeure in einem Begleitwagen mitfahren haben Nummern zwischen 43600 - 43650. Diese Eisenbahn hier ist der 43609.

Alle Fotos S. Niklaus 17. Juni 2017

Noch einige Angaben zu Preglia:

10.07.1950: Domodossola - Preglia Gleichstromblock (Bauart FS) mit Handrückmeldung

29.10.1953: Preglia - Varzo  Gleichstromblock (Bauart FS) mit Handrückmeldung

17.10.1966: Domodossola - Preglia automatischer Block (Bauart FS)

12.04.1973: Preglia - Varzo automatischer Block (Bauart FS)

15.02.1972: Stellwerk Typ "ACEI" ("Apparati elettrici con commando ad itinerari")

03.06.1973: Signalmässiger Einspurbetrieb

23.12.1990: Wechselbetrieb Preglia - Varzo

30.07.2002: Wechselbetrieb Domodossola - Preglia

Angaben von O. Wileczelek und T. Ströhla

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 Spiez, 29.01.2025 / S. Niklaus