Les Paluds

Les Paluds ist eine Dienststation, d.h. hier halten keine Reisezüge, sondern sie dient rein betrieblichen Zwecken. Hier ist es die Abzweigung der Strecke St.Maurice - Monthey - Bouveret von der Rhonetalbahn Brig - Sion - Lausanne.  Die Züge nach / von Bouveret fahren alle in Les Paluds vorbei und beginnen bzw. enden in St. Maurice.

Ein Wort zu Dienststationen: Nebst Abzweigungen sind das beispielsweise  Kreuzungsstationen auf einspurigen Strecken oder Übergangstationen Doppelspur - Einspur. Meistens sind sie dem reisenden Publikum wenig bekannt, da man ja nicht ein - oder aussteigen kann und sie auch nicht in den Fahrplänen erscheinen.

Weitere Beispiele sind Ruchfeld (Abzweigung Delémont - Basel SBB / Basel GB), Obermatt (Abzweigung Langnau - Bern / Burgdorf) oder Mahlenwald (Kreuzungsstation zwischen Biel und Reuchenette).

 

Eine Station braucht gemäss Reglement mindestens eine Weiche. Wenn sie nur Signale zur Unterteilung von längeren Streckenabschnitten aufweist, ist es eine Blockstelle.

 

 

Das Personal, welches das Stellwerk einer Dienststation bediente, wurde normalerweise Signalwärter bzw. garde de signaux genannt. Kommerzielle Aufgaben wie Billetverkauf gab es ja nicht.

 

Personalnachrichten SBB-Nachrichtenblatt 3/1947: Sammlung S. Niklaus

 

Plan vom 8. Juli 1932

 

  • Es gibt ein Wärterhaus (M.G. = "maison garde") als Wohnhaus für den hier stationierten Wärter. Das Stellwerk befindet sich unweit davon in einem separaten Häuschen. Von Mitte Stellwerk sind es 50.092 km nach Lausanne und 1.472 km nach St. Maurice
  • Stellwerk Bruchsal J aus dem Jahr 1908
  • Nach der Abzweigung sind die Gleise nummeriert (I, II und III)
  • Für Züge von / nach Monthey ist die Abzweigung mit V/max 40 km/h befahrbar (Fahrt über ablenkende Weichen)
  • Signal A ist ein einflügliger Semaphor
  • Signal B 1/2 hat zwei Flügel, welche miteinander gekuppelt sind. Das wird mit dem Strich dargestellt, der die beiden Flügel verbindet. Es gehen also immer beide Flügel auf Fahrt (Fahrbegriff 2). Für solche Signale wird normalerweise die Bezeichnung B 2 verwendet. Fahrbegrif 1 (offen mit einem Flügel) ist ja nicht möglich
  • Signal C 1/2 kann sowohl mit einem Flügel oder mit beiden Flügeln auf Fahrt gestellt werden. Ein Flügel bedeutet Fahrt Richtung Bex - Lausanne mit normaler Streckengeschwindigkeit, zwei Flügel Abzweigung Richtung Monthey mit V/max 40 km/h
  • Auf der Hauptstrecke ist der Streckenblock eingerichtet, auf der Nebenstrecke nach Monthey nicht. Signal B 1/2 ist deshalb mit einer Haltfallvorrichtung ausgerüstet (Strich, der vom Signalfuss zum Gleis führt). Damit wird das Signal von einem vorbeifahrenden Zug auf Halt gestellt. Sonst würde die Gefahr bestehen, dass das Signal irrtümlich auf Fahrt belassen wird und ein zweiter Zug aus Richtung Monthey ungewollt daran vorbeifährt. Bei den anderen Signalen besteht diese Gefahr nicht, hier gibt es ja einen Streckenblock
  • Nicht schlüssig erscheint mir, wieso Signal A als "Sémaphore de block", die beiden anderen Signale hingegen als "Sémaphor d`entrée" bezeichnet werden

 

Ungewöhnliche ist die Anordnung der Vorsignale Seite St. Maurice. Zusätzlich zum mechanischen Vorsignal C* gibt es noch ein weiter entferntes Wiederholungssignal C** (Tunnelsignal). Normalerweise kommt zuerst das Vorsignal * und danach das Wiederholungssignal **.

Vermutlich gab es ursprünglich nur Vorsignal C*. Nach der Elektrifizierung der Rhonetalbahn konnte die Streckengeschwindgkeit erhöht werden. Dazu mussten die Vorsignalabstände vergrössert werden. Seite Bex konnte Vorsignal A* einfach um ca. 200m versetzt werden (von km 49.551 nach 49.334). Seite St. Maurice war das nicht möglich, da das Signal in den Tunnel zu stehen gekommen wäre. Deshalb wurde das originale Signal C* an Ort belassen und ein zusätzliches Tunnelsignal installiert.

 

Eine neue Stellwerkanlage Domino 67 wurde am 7.7.1974 zusammen mit jener von Bex in Betrieb genommen. Dabei funktionierte der automatische Block durchgehend von St. Triphon bis St. Maurice. Wechselbetrieb folgte 1975 nach Anpassung der Anlagen in St. Maurice.

 

Dieses Domino 67 ist inzwischen auch schon wieder Geschichte: 2009 wurde Les Paluds ins Elektra-Stellwerk von St.Maurice integriert. Der Name Les Paluds ist aber nach wie vor in Gebrauch.

 

Dank neuer Weichen mit grossem Radius können heute nach Monthey abzweigende Züge mit V/max 90 km/h verkehren.