Courtelary

Ein schöner Plan aus dem St.Immer-Tal. Auch bei dieser unscheinbaren Anlage finden sich viele interessante Details:

 

  • Die Ein - und Ausfahrsignale sind noch einflüglig
  • Die Durchfahrsignale sind mit Ap  bzw. Dp gekennzeichnet, wobei "p" für "passage" stehen dürfte. Im deutschen Sprachraum wurde der Buchstabe "d" verwendet.
  • Der Plan wurde in Basel erstellt. Courtelary lag damals im von Basel aus verwalteten Kreis II. Bis 1924 gab es 5 SBB-Kreise, danach noch 3
  • Das Stellwerk ist ein Bruchsal J aus dem Jahr 1909. Die im Buch Wägli genannte Jahrzahl 1914 dürfte nicht stimmen, da es auch eine DV aus dem Jahr 1909 gibt
  • In Geleise 2 und 3 sind Ein - und Ausfahrten möglich, In Gleis 1 nur Ausfahrten
  • Gleis 6 ist ein Anschlussgleis zu einer Papierzellstofffabrik (usine de pâte à papier). 1929 wurde die Schokoladefabrik Camille-Bloch gegründet, welche die Gebäude 1935 übernommen hat. Dort werden unter anderem die in der Schweiz sehr beliebten "Ragusa" - Stengel hergestellt. Die Fabrik hatte bis vor wenigen Jahren Bahnanschluss. Anfang 2015 wurde das Gleis abgebrochen
  • In Gleis 4 gibt es wie üblich einen Kran und eine Brückenwaage
  • Weichen 6 und 7 wären nicht unbedingt nötig. Sie haben wohl den Zweck, dass zum Versand bereite Wagen aus Gleis 6 auf die Waage in Gleis 4 gezogen werden konnten
  • Die Leitungen vom Stellwerk zu den Signalen und Weichen sind genau eingezeichnet. Dabei wird zwischen Drahzug und Gestängen unterschieden. Die ausgezogenen Linien sind Gestänge zu den Weichen, die gestrichelten Linien sind Drahtzüge zu den Signalen
  • Es gibt eine Barriere, welche wie damals üblich nicht in das Stellwerk einbezogen war. Die Kilometerangabe 56.3 ist von Hand eingetragen, ebenso die Schlagbäume im Gleisplan
  • Im Plan sind weitere handschriftliche Korrekturen angebracht. Offenbar wurde der Einbau von zweiflügligen Signalen vorbereitet, die Signalbezeichnungen sind von D in D1/2 etc. geändert. Bei den Durchfahrsignalen wurde der Buchstabe "p" in "d" korrigiert. Der Sperrschuh in Gleis 4 ist mir roter Farbe durchgestrichen, er wurde wohl nicht mehr benötigt. Im Weiteren ist die Belegtanzeige von Gleis 1 durchgestrichen. Es waren ja keine Einfahrten in Gleis 1 möglich

 

Eine Foto aus dem bekannten Buch "Lokomotiven der Schweiz" von Peter Willen, Orell Füssli Verlag 1970. Dem Fotografen ging es zwar zurecht um die Be 6/8 III, die wohl schönste Lokomotive in der schweizerischen Eisenbahngeschichte. Im Vordergrund lässt sich jedoch erkennen, dass der Bahnhof mit Gestängeweichen ausgerüstet war

 

 

Plan aus der Sammlung O. Wileczelek

Weitere Angaben von O. Wileczelek und B. Gasser