Bollingen

Ich wollte eigentlich eine Einführung zu Bollingen schreiben, aber im nachfolgenden Zeitungsausschnitt ist alles wesentliche zusammengefasst:

 

Artikel aus der SEV-Zeitung (Schweizerischer Eisenbahner Verband) aus dem Jahr 1985. Die Gemeinden Jona und Rapperswil haben inzwischen fusioniert , so dass Bollingen heute Rapperswil-Jona gehört.

SEV-Zeitung Sammlung S. Niklaus

 

1985, kurz vor der Schliessung, habe ich Bollingen besucht. Die nette Stationsbeamtin ist im Gespräch mit einem Kollegen vom Baudienst. Ich habe ein paar Worte mit ihr gewechselt und sie hat gesagt, dass sie nach der Schliessung von Bollingen nach Schübelbach-Buttikon wechseln wird.

 

Die Stellwerkskabine befindet sich neben dem Stationsgebäude. Sie war weitherum bekannt für den schönen Blumenschmuck, der von einem pensionierten Stationsvorstand gepflegt wurde.

 

 

In der Stellwerkkabine hing dieser Plan, der die doch recht überblickbare Gleisanlage zeigt. Es gibt weder einen Güterschuppen noch irgendwelche Stumpen- oder Nebengeleise.

Fotos (3) S. Niklaus

 

Stellwerksplan und Verschlusstabelle des Stellwerk Bruchsal J aus dem Jahr 1910. Der Plan ist nicht datiert, zeigt aber die ursprüngliche Anlage mit mechanischen Vorsignalen. Zudem sind die Einfahrsignal nur einflüglig. Im Verschlussplan sind Spalten für die Schranken vorgesehen, allerdings ohne Eintrag. Die Barrieren waren nicht ins Stellwerk eingebunden und somit auch nicht signalabhängig.

Plan Sammlung K. Hinrichs

 

Das Stellwerk aus der Nähe. Links sind die beiden Barrierenkurbeln zu erkennen. Die Kurbel links für den Übergang bei der Station hat keine Glocke. Die Kurbel rechts (mit Glocke) ist für die weiter entfernte Barriere beim Ausfahrsignal B.

Bemerkenswert ist der Gleichstromblock in Kombination mit mechanischen Ausfahrsignalen. Bei Einrichtung des Blocks wurden die mechanischen Ausfahrsignale meistens durch Lichtsignale ersetzt.

Der kleine Kasten links diente für das Abläuten der Züge, also für die Vormeldung an die nächste Station.

Hinter dem Stellwerk sind 4 Signalrückmelder zu erkennen, also auch für die Ausfahrsignale. Auf anderen Stationen gab es das nur für die Einfahrsignale. Wenn ich mich recht erinnere, war Signal B Richtung Schmerikon vom Stellwerk aus nicht gut zu sehen, so dass es hier auch Rückmelder für die Ausfahrsignale gab. Bei jeder Bedienung der Signale musste anhand des Rückmelder kontrolliert werden, ob das Signal wirklich geöffnet war (wenigstens in der Theorie).

Foto und Angaben zum Stellwerk von U. Dikenmann

 

Einfahrsignal A 1/2 Seite Schmerikon geschlossen und offen

 

Das gleiche Signal von der Rückseite. Ein Regionalzug mit Ae 3/6I und Leichtstahlwagen fährt ein. Im Hintergrund ist das neue Lichtsignal schon aufgestellt.

 

Ausfahrsignal B Richtung Schmerikon, unmittelbar davon die Barriere km 54.193. Hier stellt sich die Frage, ob die Barriere für einen von Rapperswil einfahrenden Zug bereits geschlossen sein musste. Im Prinzip schon, weil die Einfahrt endet beim Ausfahrsignal und dieses befindet sich jenseits des Übergangs. Allerdings ist die Barriere dadurch natürlich viel länger geschlossen. Die neuen Ausfahrsignale wurden auf alle Fälle vor der Barriere aufgestellt.

Fotos (4) S. Niklaus

 

Ausfahrsignal B bei deutlich schönerem Wetter als bei meinem Besuch.

Fotos (2) U. Dikenmann

 

Ausfahrsignal C Richtung Rapperswil. Die Fronten dieser umgebauten Steuerwagen wurden später rot angestrichen, um sie besser erkennbar zu machen. Sicher eine sinnvolle Massnahme, wie dieses Schlechtwetterbild beweist

 

 

Einfahrsignal D 1/2 Seite Rapperswil. Auch hier steht das neue Lichtsignal schon bereit.

Fotos (3) S. Niklaus

 

Die mechanische Anlage ist verschwunden, aber Altbauloks sind noch unterwegs. Ae 3/6 I 10639 mit einem Postzug im Jahr 1992. Die Lok mit Baujahr 1925 hatte somit 67 Jahre auf dem Buckel.

Foto O. Wileczelek 18.05.1992

 

Der Bahnhof inklusive Stellwerk wurde wie im Zeitungsartikel am Anfang erwähnt als Museum erhalten, meines Wissens (Google-Streetview lässt grüssen...) bis heute.  Foto O. Wileczelek, 18.05.1992

 

Zwei Aufnahmen aus dem Buch "Bahnland Schweiz", Avanti Verlag / Orell Füssli 1986 von Andreas Wolfensberger und Hans-Peter Treichler. Auch in diesem Buch ist man auf den den "altväterischen, palmengeschmückten Bahnhof Bollingen SG mit Signalglocken und blitzblankem Stellwerk" aufmerksam geworden, wobei der Bahnhof fälschlicherweise der SOB zugeschrieben wird.

Buch Bahnland Schweiz Sammlung S. Niklaus