Aarberg

Schematischer Plan, abgehändet (?) am 29.05.1944

Plan Sammlung O. Wileczelek

 

In Aarberg befindet sich eine der beiden schweizerischen Zuckerfabriken (die andere steht in Frauenfeld). Der ansonsten eher beschauliche Betrieb nimmt während der Rübensaison stark zu.

 

Wie häufig auf der Broyetalbahn Palézieux - Lyss wird die Gleisanlage mittig von einem Bahnübergang durchschnitten. Das ist zwar günstig, um das Bahnhofsgebäude von beiden Seiten ohne grosse Umwege zu erreichen. Bei langen Zügen, die hier während der Rübensaison häufig anzutreffen sind, wird der Übergang aber lange Zeit blockiert.

 

  • Einfahrsignale zweiflüglig, Ausfahrsignale nur einflüglig
  • Es sind Ein - und Ausfahrten aus allen Richtungen in Gleise I - III möglich. Aus Gleis 5 sind zusätzlich Ausfahrten möglich. Für Ausfahrten aus Gleisen I und 5 gibt es nur einen Fahrstrassenhebel, der Weichenhebel 1/2 bzw. 8/9 kann in beiden Stellungen sein. Das Gleiche gibt es auch für Ausfahrten nach Lyss ab Gleisen III und 4.
  • Weichen 5, 6 und 7 sind nicht im Stellwerk integriert, sondern an einem freistehenden Hebelwerk angeschlossen. Dass diese Weichen vor Ort bedient wurden, dürfte mit den umfangreichen Manöver der  Zuckerfabrik zusammenhängen. Im Stellwerk gibt es zwei Riegelhebel, um die Weichen bei den entsprechenden Fahrstrassen in der richtigen Stellung zu verriegeln. Solche Riegelhebel waren in der Schweiz eher selten anzutreffen, normalerweise erfolgte die Verriegelung über den Signaldrahtzug. 

 

 

Gemäss dem Buch "Hebel, Riegel und Signale" von H.G. Wägli sieht die Stellwerkhistorie in Aarberg so aus:

 

1920 Bruchsal

1939 Bruchsal / Jüdel

1947 Schalter Integra

 

Das Stellwerk gemäss dem abgebildeten Plan war somit nur 8 Jahre in Betrieb, wobei es sich um einen Apparat handeln dürfte, der schon andernorts in Gebrauch war. Wie im Plan mit roter Farbe skizziert, wurde die Gleisanlage Seite Lyss verlängert und mit einer zusätzlichen Diagonale erweitert. Vermutlich konnten diese Erweiterungen nicht mehr im bestehenden Stellwerk untergebracht werden. 

 

Titelbild SBB-Nachrichtenblatt 10/1953.

SBB-Nachrichtenblatt Sammlung S. Niklaus

 

Es wurden offenbar auch Flachwagen / Rungenwagen zum Verlad der Rüben verwendet. Das war mir nicht bewusst, da ging doch einiges an Rüben während der Fahrt verloren. Evtl. herrschte Wagenmangel, so dass man auch auf eher ungeeignetes Material zurückgreifen musste.

Der Entlad erfolgte von Hand (Gleis links). Im Gleis rechts ist vorne eine Dampflok zu erkennen. Im Gleis links könnte eine Elektrolok im Einsatz sein, ich bin mir allerdings nicht ganz sicher.