Bahnhofspläne

 

Symbole und Abkürzungen aus dem Buch. Es wird unterschieden zwischen massstabsgetreuen Plänen ("Scale Plans") und Stellwerksplänen ("Signal Cabin Diagrams").

 

Alton

 

Typische Zwischenstation an einer Doppelspur. Keine spitzbefahrenen Weichen in den Hauptgleisen.

Die Weichen Seite Denstone sind zu weit vom Stellwerk entfernt, um dort integriert zu werden. Sie werden von einem Ground Frame aus bedient. Die Bedeinung vor Ort ist nur nach Freigabe vom Stellwerk aus möglich.

Gemäss dem Text gab es hier 1944 pro Tag 6 Zugpaare. Trotz dieser nicht berauschenden Frequenz war die Strecke doppelspurig.

 

Alton liegt nördlich von Birmingham in der Nähe von Uttoxeter. Heute gibt es hier keine Eisenbahn mehr, der Betrieb wurde 1965 eingestellt.

 

 

Arnside

 

Bahnhof Arnside als Beispiel einer Abzweigstation. Hier gibt es eine spitzbefahrene Weiche Nr. 18. Sie wird mit dem Front lock point Nr. 19 verriegelt.

 

Das Einfahrsignal weisst zwei nebeneinanderliegende Flügel auf. Mit Nr. 29 wird die Fahrt auf der Doppelspur Richtung Silverdale signalisiert, mit Nr. 27 die Fahrt nach der Abzweigung Richtung Hincast Junction. Der höher positionierte Flügel gilt jeweils für das Hauptgleis, der oder die niedrigen für Abzweigungen.

Geschwindigkeiten können mit den Signalen nicht angezeigt werden.

 

Arnside liegt an der  Strecke Carnforth - Barrow - Carlisle in Nordengland. Die Hauptstrecke ist heute noch in Betrieb, die einspurige Nebenstrecke gibt es nicht mehr. Arnside ist nur noch eine Haltestelle ohne Weichen und Signale.

 

 

 

Carnforth

 

Abzweigbahnhof mit zwei abzweigenden Doppelspuren.

 

Auf der durchgehenden Doppelspur Preston - Carlisle ("West Coast Main Line") sind Lichtsignale vorhanden. Abzweigende Fahrten werden mit einem Lichtbalken auf dem Signal angezeigt. Bei Signal 274 (Einfahrt von Preston) können Fahrten nach ganz links ("No 2 Up & Down Goods Loop") oder halb links ("No 1 Up & Down Goods Loop")  angezeigt werden. Bei Signal 294 gibt es sogar je zwei Anzeigen. Nach rechts in die beiden vorgenannten Loops, nach links in die Up Goods Loop 1 und 2.

Diese Lichtbalken auf den Signalen werden als "Position Light Junction Indicator" (PLJI) bezeichnet. Hier ein paar Bilder aus dem Internet:

 

An der Hauptstrecke sind keine Perrons mehr vorhanden ("Platform demolished"), Reisezüge halten dort nicht mehr. Das ist auch heute noch der Fall. Will man z.B. von Carlisle nach Carnforth reisen, fährt man zuerst an Carnforth vorbei und muss einen Umweg über das südlich gelegene Lancaster machen.

 

 Die beiden von der Hauptlinie abzweigenden Strecken sind auch heute noch vorhanden und in Betrieb.

 

 

 

Coventry

 

 

Plan Coventry aus dem Buch. Da das etwas unübersichtlich ist, hier noch eine zusammengefügte Version des zentralen Teils:

An den Plänen von Coventry erstaunt mich die ausgesprochen bescheidene Gleisanlage. Es gibt zwei durchgehende perronlose Gleise sowie daneben je ein Ausweichgleis mit Perron. Richtung Leamington kann nur der halbe Perron genutzt werden, weil die abzweigende Weiche 12 in Perronmitte liegt. Ein Ausweichgleis, in das direkt eingefahren werden kann, gibt es nur aus Richtung Nuneaton ("Up Loop"). Zwei weitere Ausweichgleise ("Down Siding No1 und No2") gibt es noch Richtung Birmingham, diese sind aber nur in Rückwärtsfahrt erreichbar.

Ich kenne die örtlichen Verhältnisse nicht und ich war auch noch nie in Coventry, aber für eine Stadt dieser Grösse scheint mir das eine sehr dürftige Ausstattung. Gemäss Wikipedia hat Coventry aktuell ca. 370 000 Einwohner und ist die elftgrösste Stadt in Grossbritannien.

Immerhin hat sich die Zahl der Perronkanten inzwischen auf 4 verdoppelt. In meinem Wohnort Spiez (12 000 Einwohner) sind es 5...

 

 

Fenny Compton

 

 

Berührung von zwei Strecken: GWR (Great Western Railway) doppelspurige Hauptlinie und einspurige Nebenbahn S&MJ (Stratford and Midland Junction)

 

Plan Stand 1956:

 

In Bahnhofsmitte befindet sich ein Stellwerkgebäude mit 2 gegenüberliegenden Stellwerken. Eines für die SMJ mit 20 Hebeln und eines für die GWR mit 29 Hebeln, bedient von einem einzigen Wärter.

Zwischen den beiden Strecken befindet sich ein kleine Gleisgruppe für die Übergabe von Wagen.

An der Hauptstrecke gibt es eine spitzbefahrene Weiche Nr. 8.

 

 

Der wesentlich erweiterte Bahnhof Stand 1960

Weiterhin ein Stellwerk in Bahnhofsmitte, aber nicht mehr nach Strecken getrennt. 77 Hebel, davon 12 Reserve.

Der Bahnhof weisst viele Besonderheiten auf wie einzelne Lichtsignale, einen Bahnübergang ("L.C." = Level Crossing) quer über alle  Gleise, Pfosten für "Token exchange" (Übergabe von Stäben für die Fahrberechtigung), "Motor worked" Weichen sowie einer komplizierten Signalausstattung.

 

Fenny Compton liegt an der heute "Chiltern Main Line" genannten Verbindung von London nach Birmingham via Banbury. Ein Teil der Strecke nach Stratford ist noch als Anschlussgleis vorhanden, jene nach Towcester ist abgebaut. Reisezüge halten keine mehr, es ist nur noch ein Betriebsbahnhof.

 

 

 

Kettering

 

Zwei Doppelspuren mit einer "Fast Passenger" und einer "Slow Passenger" Line. Im  gezeigten Ausschnitt gibt es in den Hauptgleisen keine spitzbefahrenen Weichen, die Centre Sidings können nur in Rückwärtsfahrt erreicht werden.

 

Kettering liegt etwa eine Stunde nordwestlich von London. Beide Doppelspuren sind heute noch vorhanden, die östiche Strecke führt jedoch nicht mehr durchgehend bis Nottingham.

 

 

 

Lichfield City

 

Abzweigbahnhof an doppelspurigen Strecken. Mittelperron mit Up und Down Platform sowie aussen liegende Up und Down Main Geleise ohne Perron.

Zentrales Stellwerk mit 49 Hebeln (5 "Spaces" und 2 "Spares"), 3 örtliche Weichenposten G.F. ("Ground Frame"), von denen aus die mit "G" bezeichneten Weichen bedient werden können sowie 2 Up und Down Siding, die nur in Rückwärtsfahrt erreicht werden können.

 

Lichfield liegt nordwestlich von Birmingham. Die Strecke (Birmingham) - Sutton - Derby ist nach wie vor in Betrieb und sogar teilweise elektrifiziert, jene nach Walsall ist grösstenteils abgebaut.

 

 

 

 

Liverpool Exchange

 

 

Liverpool Exchange war einer von ehemals 4 grossen Kopfbahnhöfe Liverpools.

 

Auf dem Plan 1898 sind zwei Stellwerke "Cabin A" und "Cabin B" mit beeindruckenden 168 bzw. 136 Hebeln vorhanden. Die beiden Punkte zeigen an, dass zur Bedienung zwei Beamte notwendig waren.

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Bahnhof fortlaufend verkleinert und der Betrieb 1977 schliesslich vollständig eingestellt. Auf der Foto aus Stellwerk 2 (ex Cabin A) ist zu sehen, dass fast nur noch weisse Hebel vorhanden sind. Ganz rechts ist Hebel Nr. 168 zu erkennen. 

 

Heute ist der Bahnhof mit Ausnahme einzelner Gebäudeteile komplett verschwunden, die Strecken sind Teil der Vorortsbahn "Merseyrail". 

 

 

 

Market Harborough

 

Bahnhof mit zwei sich berührenden Doppelspuren. Aus Richtung Stamford kann in ein Gütergleis eingefahren werden, an der Strecke Leicester - Kettering gibt es keine spitzbefahrenen Weichen. Die zwischen den Hauptgleisen liegenden gleise ("Exchange Sidings") können nur in Rückwärtsfahrt erreicht werden.

 

Heute ist nur noch die Strecke (London) - Kettering - Leicester ("Midland Main Line") vorhanden. Market Harborough ist nur noch eine Haltestelle ohne Nebengleise, einzig Spurwechselweichen sind noch vorhanden. Die Querstrecke Rugby - Stamford ist abgebaut.

 

 

Marton Junction

 

 

In Marton Junction zweigt eine einspurige Strecke von einer Doppelspur ab.  Die Gleisplan sieht wie bei einer doppelspurigen Abzweigung aus, die beiden abzweigenden Gleise kommen bei Weiche 11 zusammen. Hierzulande würde für eine solche Abzweigung wohl dieses Gleisschema verwendet:

Es werden zwar auch 3 Weichen benötigt, aber eine Kreuzung kann eingespart werden. Ausserdem ist ein Gleiswechsel möglich.

 

Bemerkenswert am Gleisplan von Marton Junction sind die beiden Verbindungen zwischen den Gleisen der Doppelspur. Weichen 15 und 16 sind zwar noch häufig bei solchen Abzweigungen zu finden, die zweite Verbindnung Seite Leamington macht aber wenig Sinn. Auf dem massstäblichen Plan ist zu sehen, dass sich dort ein Brechpunkt befindet. Von Rugby aus steigt die Strecke mit 1:100, also 10 , von Leamington Spa 1:157,5 oder  etwa 6. Denkbar ist, dass dort Schiebelokomotiven abgekuppelt wurden und über den Gleiswechsel zurück zum Ausgangsort fuhren. Die Weichen sind auch nicht ins Stellwerk eingebunden, sondern werden über einen Ground Frame vor Ort bedient.

 

Erwähnenswert ist auch die Position der Lokomotive vor der falsch stehenden Weiche auf der Foto. Das ist auch dem Buchautor aufgefallen ("...some dubious shunting moves in progres..."). Ich gehe davon aus, dass der Kollege auf dem Stellwerk weiss, was er tut. Mir wäre auf alle Fälle nicht wohl mit dieser Lokomotive in gefährlicher Nähe des Down-Gleises. Sie sollte eigentlich hinter der Entgleisungsweiche ("Trap") 10 stehen. 

 

Ein typisches Detail ist auf der Foto zu erkennen: Der Zugang zum Stellwerk erfolgt von einer seitlichen Treppe. Diese befindet sich in Grossbritannien aus Sicherheitsgründen immer auf dieser Seite des Gebäudes. Wenn der Stellwerkwärter oder ein anderer Bedienster die Treppe hinabsteigt, blickt er dem Zug  entgegen, der sich näheren Gleis heranfährt: 

Wäre der Abstieg auf der anderen Seite, hätte man den Zug im Rücken.

 

In Marton Junction fahren heute keine Züge mehr. Beide Strecken sind eingestellt und abgebaut. Heute sieht es dort so aus:

Foto aus Google-Maps, aufgenommen von der gleichen Brücke wie die Foto von 1959.

 

 

Milverton

 

Klassischer Gleisplan für Stationen an doppelspurigen Strecken ohne spitzbefahrenen Weichen in den Hauptgleisen. Zwei einfache Kreuzungsweichen, die auch auf der Foto zu sehen sind.

 

Milverton liegt an der Strecke Leamington Spa - Coventry. Diese ist auch heute noch in Betrieb, aber teilweise auf Einspur zurückgebaut. Auch gibt es in Milverton keinen Bahnhof und auch keine Haltestelle mehr, nur noch ein durchgehendes Streckengleis.

 

 

Windermere

 

Windermere als Beispiel eines kleineren Kopfbahnhofs. Es gibt 4 Perrongleise, aus denen signalmässig ausgefahren werden kann. Zwischen Platform 2 und 3 liegt ein perronloses Gleis, welches wohl zum Umfahren der Loks gedient hat. Im massstäblichen Plan von 1911 sind noch Weichenverbindungen eingezeichnet, welche im Stellwerksplan fehlen.

Im Buchtext wundert sich der Autor darüber, dass sich unmittelbar neben dem Lokschuppen (L.S. = "Locomotive Shed") zwei Schuppen für Schiesspulver ("gunpowder") befinden. Dampflokomotiven und Schiesspulver sind eigentlich zwei Dinge, die man mit Vorteil nicht zu nahe beieinander plaziert...

 

Windermere in Nordwestengland ist ein Touristenort und hat auch heute noch einen Bahnhof. Allerdings ist die Strecke von Oxenholme an der West Coast Main Line nur noch einspurig und auch im Bahnhof liegt nur noch ein Gleis. Weichen und Nebengleise gibt es keine mehr.