Plan Kassel Hbf 1961 Sammlung Jörg R. Becker, Giessen
Die Einfahrten befinden sich rechts oben, das oberste Gleis mit der Kilometrierung bis 1,5 ist die eingleisige Strecke nach Waldkappel/Eschwege, die aber zunächst bis zum km 2,0 parallel zur
Strecke nach Obervellmar - Warburg (die beiden nächsten Gleise, km 343,…) lief und dann in Richtung Wilhelmshöhe „abdrehte“. Dann liegen die Streckengleise der ebenfalls im Hbf beginnenden
Frankfurter Strecken (1,… km), zwischen denen noch ein Stumpfgleis mit 343er km-Angaben liegt, das muss einmal ein Streckengleis gewesen sein, dazu unten beim Rbf mehr. Es folgen von oben nach
unten einige BW-Anlagen und Abstellgeleise, dann die Streckengleise von und nach Hannover. Alle Züge, die von Süddeutschland (Frankfurt oder über die Fuldaer Strecke aus Ri. Würzburg) nach
Norddeutschland (Hamburg/Bremen) verkehrten, fuhren zu dieser Zeit noch über den Hauptbahnhof und machten dort Kopf. (Ich habe im Fahrplan von damals nur ein oder zwei Zugpaare gefunden, die
nicht über den Hauptbahnhof fuhren.) Damit dazu nicht das gesamte Gleisvorfeld niveaugleich gekreuzt werden musste, wurde ein Gleis von Wilhelmshöhe unter dem Weichenfeld des Hbf hindurch und auf
die nördliche Seite der nach Hannover führenden Strecke geführt, das „Tunnelgleis“. Die Einfahrt dieser Schnellzüge aus Ri. Wilhelmshöhe erfolgten dann z. B. nach Gleis 10 oder 11 und von dort
aus dann in Ri. Hannover die Ausfahrt. (Dieses Tunnelgleis ist schon lange nicht mehr in Betrieb, da es schon lange keine Züge mehr gibt, die den Hbf mit solchen Zugläufen anfahren, es wurde
nicht mehr benötigt.) In der Gegenrichtung aus Norden erfolgte dann für diese Züge die Führung beispielsweise über die Gleise 6 oder 7, von wo aus die Ausfahrt nach Wilhelmshöhe quasi „ebenerdig“
erfolgt.
Als weitere Besonderheiten könnte man die noch umfangreichen Güterumschlagsanlagen auf der Nordseite (grüner Bereich) nennen, in denen auch noch eine 16,2m-Drehscheibe in unmittelbarer Nähe der
Bahnsteig- und Abstellgleise untergebracht war. Umfangreiche Postbahnhofanlagen befinden sich auf der Südseite im blauen Bereich, im violetten dann die Triebwagenhalle, eben weil von den
südlichen Bahnsteiggleisen auch die Züge der Nebenbahn nach Walkappel/Eschwege usw. fuhren, von denen die meisten zu dieser Zeit Tw waren. Auch die Volkmarsener/Korbacher Züge waren häufig Tw,
sie fahren auch zunächst über die Warburger Strecke nach Obervellmar, wo die Korbacher Strecke abzweigt – das war also von der Anlage her sehr sinnvoll.
Genau in der Mitte des Planes führt noch ein einzelnes Gleis nach Nordwesten aus dem Bf heraus, fast möchte man sagen am Bf vorbei nach Kassel-Unterstadt – das war ein reiner Güterbahnhof mit
weitern Hallen und umfangreichen Ladestraßen.
Unmittelbar zu diesem Plan passt der Plan des Kasseler Rangierbahnhofs vom 01.02.1962, denn er hat denselben Maßstab und kann tatsächlich mit dem Plan des Hbfs kombiniert/angelegt werden.
Plan Kassel Rbf 1962 Sammlung Jörg R. Becker, Giessen
Hier sind nun die umfangreichen BW-Anlagen enthalten, die zwischen den einzelnen Strecken lagen und somit von allen Bahnhofsteilen optimal erreichbar waren. Links aus dem Rbf hinaus führen die
Strecken nach Norden (Hannover), Westen (Obervellmar – Warburg), während die Pz-Gleise zur letztgenannten Richtung aus dem Hbf ganz unten in der rechten Ecke zu sehen sind. In Obervellmar werden
sich diese Äste vereinen, dort wird dann aber auch die Strecke nach Volkmarsen/Korbach abzweigen. Ganz unten nach rechts führt die Strecke nach Wilhelmshöhe. Tatsächlich gehören hier die beiden
ersten (rechten) Gleise mit den Nrn. 1 und 2 zum damaligen Bf Kirchditmold, der damals an der eingleisigen Strecke nach Waldkappel/Eschwege lag und einen Inselbahnsteig hatte, an dem diese beiden
Gleise im Richtungsbetrieb befahren wurden. Theoretisch waren durch diese Anordnung hier Zugkreuzungen möglich, ob dies aber real vorkam, konnte ich noch nicht herausfinden. (Nicht irritieren
lassen: Dieser Bf lag also an einer ganz anderen Stelle des Bahn-Netzes, als der heutige, völlig neue Regio-Tram Hp Kirchditmold – diese beiden Stationen haben nichts miteinander zu tun!)
Noch einmal zur Ausfädelung der Warburger PZ-Strecke an der rechten Seite auf diesem Plan: Folgt man dieser von unten nach oben, kommt bei km 343,2 die Annäherung des Gleises der Bahn nach/von
Waldkappel/Eschwege, die ich oben beim Pbf bereits erwähnte. Folgt man der Strecke weiter, sieht man auf Höhe km 343,5 links daneben den Beginn des „Tunnelgleises“ von Wilhelmshöhe auf die
Nordseite des Hbf, etwa ab hier überschneiden sich die beiden Pläne und können an-/übereinander gelegt werden. Auf Höhe km 343,8 der Warburger Strecke ist eine Straßenbrücke eingezeichnet,
oberhalb dieser Brücke endet ja ein dick gezeichnetes Gleis (also ein (früheres) Hauptgleis) stumpf. Dieses Gleis trägt – wie ich oben im Hbf-Plan feststellte, in diesem die gleiche
Kilometrierung wie die Warburger Strecke, weshalb ich vermutete, dass es früher einmal ein Streckengleis dieser Strecke war. Es liegt zwischen den beiden Streckengleisen der Frankfurter
Strecke(n) nach Wilhelmshöhe, und wenn man auf dem Rbf-Plan dieses Gleis gedanklich hinzudenkt immer zwischen diesen beiden Gleisen, kommt man zu dieser Stelle des Planes:
Die beiden von oben nach unten führenden Gleise sind die Hauptgleise der Warburger Strecke, die hier auf einer Brücke über die 6 Gleise geführt wird, jedoch links daneben erkennt man hier eine
weitere ehemals eingleisige (aber nicht mehr mit Gleis belegte) Brücke, die vom Hbf her zunächst das Nord-Süd-Gleis der Frankfurter Strecke(n) kreuzt, dann die beiden Gleise der
Verbindungsstrecke Wilhelmshöhe – Rbf und schließlich die Gleise 161 – 163 des Rbf. Ich bin sicher, dass hier das in diesen Plänen weiter oben als Stumpfgleis gezeichnete Gleis über dieses
Überwerfungsbauwerk geführt und weiter westlich sich dann mit den beiden anderen Gleisen traf…
Außerdem sind auf diesem Plan östlich des Rbfs die kompletten Anlagen des Ausbesserungswerks (AW) Kassel gezeichnet, mit sämtlichen damals in Gebrauch befindlichen Hallen…
Zur Vervollständigung noch die Pläne der erwähnten Stationen Wilhelmshöhe, Unterstadt und Kirchditmold. Diese Pläne sind zwar mehr als 20 Jahre jünger, passen jedoch immer noch zu diesen 1960er
Plänen, da die große Umgestaltung der Kasseler Bahnanlagen erst ca. 1985 begann. Mit diesen Arbeiten wurde dann quasi Wilhelmshöhe zum Kasseler Hauptbahnhof und der eigentliche Hauptbahnhof
fristete seitdem ein Schattendasein abseits der großen Fernstrecken, denn die Fernzüge erreichten den stadtnahen Hbf nicht mehr … Eine Renaissance erlebte der Hauptbahnhof erst in den beiden
letzten Jahrzehnten, als die drei mittleren Bahnsteiggleise 4 - 6 tiefergelegt wurden und die Züge von den DB-Strecken in den neuen Tunnel und weiter auf die Kassler Straßenbahngleise wechseln
können, siehe hierzu diesen Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/RegioTram_Kassel mit einigen Fotos aus dem Hbf
weiter unten im Artikel.
Kassel-Kirchditmold September 1984 Sammlung Jörg R. Becker, Giessen
Kassel-Willhelmshöhe 1979 Sammlung Jörg R. Becker, Giessen
Kassel Unterstadt September 1984 Sammlung Jörg R. Becker, Giessen
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Herzlichen Dank an Jörg R. Becker, Giessen (D) für den
gesamten Text und die Pläne zu diesem Artikel